Obst I (Allgemeine Info)

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Allgemeines ueber Obst
Die Speisekammer v. GONDROM Verlag
Renate Schnapka am 20.04.97

Versuche mit Obstanbau sind schon vor ueber 8000 Jahren belegt. Archäologen
fanden Spuren verkohlter Aepfel in alten Siedlungen in der Tuerkei, und aus
neolithischen Stätten in Dänemark und der Schweiz stammen die
versteinerten Reste von Schlechen, Brombeeren, Himbeeren, Erdbeeren,
Heidelbeeren und Holzäpfeln. Diese Aepfel waren grösser als die heutigen
wilden Arten; daher nimmt man an, dass sie einem fruehen Kultivationsstadium
zuzuordnen sind.

Wir können weder die Herkunft von Obst genau bestimmen, noch können wir
präzisieren, wann eine allmähliche Wanderung einsetzte, denn schriftliche
Zeugnisse gibt es wenige, zudem sind sie oft vage, doch gewisse Fakten sind
bekannt.

Aprikosen und Pfirsiche wurden vor etwa 3000 Jahren in China gezuechtet. Ihr
Anbau verbreitete sich allmählich nach Westen, wobei die Aprikose sich in
Armenien so durchsetzte, dass sie von den Römern ARMENIACUM, d.h.
ARMENISCHER APFEL genannt wurde; danach verzögerte sich ihre
Westwärtswanderung, denn sie erreichte Palästina erst in nachbiblischer
Zeit.

Armenien, das nördliche Persien und die Ausläufer des Kaukasus waren die
feinsten Obstgärten der Alten Welt. Hier war die Heimat des Weins, der
Quitte, der Mispel, des Granatapfels und wahrscheinlich auch der Pflaume und
der Pflaumenschlehe. Man nimmt an, dass der Wein mit den Phöniziern von
Armenien nach Griechenland und Rom kam; die Römer ihrerseits pflanzten Wein
in Suedfrankreich und entlang den Steilufern des Rheins an. Der Obstanbau
verbreitete sich auch nach Sueden, ins fruchtbare Schwemmland Assyriens und
Babyloniens, wo die Bauern Granatäpfel, Aepfel, Kirschen, Pfirsiche,
Maulbeeren und Feigen kultivierten.

Die in China beheimateten Orangen sollen während des 1.Jahrhunderts n.Chr.
in Indien aufgetaucht sein, und von dort kamen sie zuerst an die Ostkueste
Afrikas und dann in den östlichen Mittelmeerraum. Römische Gärtner
pflanzten Orangenhaine in Italien und haben die Orange vielleicht in Spanien
eingefuehrt, obwohl die spanische Orange auch den moslemischen
Eindringlingen zugeschrieben wird, die die Zitrone mitgebracht hatten. Die
Orangen machten ihren Weg im 16.Jahrhundert in die Neue Welt und hatten sich
schliesslich 1769 in Kalifornien eingebuergert. Die Bananen nahmen schon
etwas frueher einen ähnlichen Weg; sie erreichten Indien um 55 v.Chr. und
wanderten von dort zu den Kanarischen Inseln und gelangten ueber Afrika auf
die Westindischen Inseln.

Im 17. u. 18.Jahrhundert gab es zwischen Europa und Amerika einen
bedeutenden Austausch von Obst. Einer der willkommensten Beiträge der Neuen
Welt war die in Amerika gezuechtete grossfruchtige Gartenerdbeere, die 1660
erstmals in England angeboten wurde.

Um 1770 tauchten auf den Londoner Märkten erstmals amrikanische Aepfel auf,
ebenso wie Bananen von den Westindischen Inseln und eine neue, hellrosa
Pflanze mit saftig-fleischigen Blattstielen, die niemand zu kochen wusste.
Diese saure und vitaminreiche Pflanze wurde Rhabarber genannt und ist
heute ueberall ein sehr geschätztes und auf vielerlei Weise verwendbares
Fruehjahrsobst.

Die Ananas war die einzige Frucht aus Mittelamerika, die es zu
internationaler Geltung brachte, bis der moderne Trend zur Avocado ihr den
Rang ablief. In Peru und Brasilien war sie damals mindestens schon seit
tausend Jahren gezuechtet worden; in Europa buergerte sie sich zusammen mit
Guava, Papaya, Sternapfel und Saurer Sobbe ein. Alle diese Fruechte
verbreiteten sich ueber die karibischen Inseln und vermischten sich dort mit
den einheimischen.

Suedostasien ist reich an interessanten und saftigen Fruechten wie Banane,
Mango, Karambola, Zibetfrucht, Rambutan und Mangostin. Die Rambutanfrucht
findet man wahrscheinlich ausserhalb ihrer Heimat Malaysia nicht, aber die
Mangofrucht, die im 17.Jahrhundert in die Karibik gebracht wurde, ist
seither in der ganzen Welt bekannt geworden.

Fruechte wurden jedoch trotz ihres weitverbreiteten Anbaus mit Argwohn
betrachet; man glaubte, sie wuerden Magenbeschwerden hervorrufen, eine
Ansicht, die erstmals der griechische Arzt Galen äusserte. Dieser Glaube
hielt sich bis ins späte 19.Jahrhundert, als exotische Fruechte noch immer
den Wohlhabenden vorbehalten waren, denn Importe waren teuer.

SORTEN UND HYBRIDEN:

Die Bereitschaft mancher Fruechte, sich mit anderen zu vermischen und auf
Kreuzungsversuche zu reagieren, hat die Gärtner begeistert, seit die Römer
erstmals Pflaumenbäume zu veredeln versuchten.

Die mannigfaltigen Obstsorten entstanden durch zwei botanische Systeme, die
Variation und die Hybridisation. Varietäten entstehen durch zwei
Elternpflanzen derselben Gattung, die verschiedene Merkmale oder Qualitäten
haben. Die Kreuzung zweier Apfelsorten wie Worcester und McIntosh Red ergibt
eine dritte Sorte Tydemans Early Worcester. Diese Sorte vereint die
besten Qualitäten bei der Elternpflanzen.

FORTSETZUNG: Obst II